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IAA Voices: Interview Capgemini
Ralf Blessmann verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Automobil- und IT-Industrie und hatte lange die globale Verantwortung für Premium-OEMs bei Capgemini. Wie wichtig nachhaltiges Handeln im Automobil-Sektor ist, thematisierte der Wirtschaftsinformatiker zuletzt in seiner Keynote auf der IAA Mobility 2021. Seit 2021 leitet er den Automotive-Sektor in Deutschland. Das Unternehmen hat insgesamt mehr als 350.000 Mitarbeitern weltweit und einen Jahresumsatz von zuletzt 18 Mrd. Euro.
Wofür steht Capgemini und was sollte jeder IAA-Besucher unbedingt über das Unternehmen wissen?
Capgemini ist einer der weltweit führenden Partner für Unternehmen bei der Steuerung und Transformation durch den Einsatz von Technologie. Das Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen ist in über 50 Ländern aktiv und börsennotiert.
Für Automotive-Kunden versteht sich Capgemini als Beratungs-, Software- und Engineering-Partner. Zu der reinen Beratung ist längst die Umsetzungskompetenz hinzugekommen: Inzwischen hat das Unternehmen die Einheit Capgemini Engineering mit 52.000 Ingenieuren und Wissenschaftlern gegründet, die auf der Integration von Altran aufbaut. Capgemini Engineering umfasst ein Portfolio rund um Ingenieurdienstleistungen und Leistungen im Bereich Research & Development (R&D), mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Elektrifizierung von Commercial und Special Vehicles.
Welches ist bzw. wird das wichtigste Projekt der Firma für 2022/23?
Das sind aktuell ganz klar die Themen Car, oder besser Vehicle Software Transformation und Nachhaltigkeit. Diese stehen auch im Fokus unseres neugegründeten Commercial Vehicles Accelleration Hubs (VAH), der unsere Aktivitäten in der Nutzfahrzeugbranche und dem erweiterten Ökosystem bündelt. Hier sind die Unterstützung neuer Geschäftsmodelle durch die Vernetzung der Branche und die Elektrifizierung des Antriebsstrangs weitere spezifische Schwerpunkte.
Die neu konzipierte IAA TRANSPORTATION ist Plattform und Treffpunkt für Transport-, Logistik- und Tech-Unternehmen aus aller Welt. Was macht die Messe für Sie so reizvoll?
Zum einen ist es die physische Messe – zum anderen das Konzept einer reinen Transport- und Logistikmesse, in der neben den Herstellern und Partnern das gesamte Ökosystem teilnimmt, von der Technologie über Zulieferer bis hin zu Start-Ups. Zum anderen ist der Zeitpunkt in diesem Jahr natürlich ideal, um mit VAH als erster globaler IT- und Engineering-Dienstleister die Gründung eines nutzfahrzeugspezifischen Angebots zu starten. Ich freue mich sehr auf den Austausch mit alten Bekannten und neuen Gesichtern.
Die kommenden Jahre stehen für die Transport- und Logistikunternehmen ganz im Zeichen der Transformation. Welchen Beitrag kann Capgemini leisten, damit die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit und vernetztem Fahren gelingt?
Ein wesentliches Element für die Transformation ist das Management der komplexen Daten-Ökosysteme. Als Vereinsmitglied von Catena-X sind wir eng in die aktuellen Entwicklungen der Automobilbranche eingebunden und gestalten diese aktiv mit. Nachhaltigkeit entlang der Lieferketten ist hier ein Schwerpunkt. Nur ein intelligentes Zusammenspiel aller Akteure den gewünschten Effekt der Dekarbonisierung erzielen kann. Dieses Wissen und diese Erfahrung wird auch für die Transport- und Logistikunternehmen von großem Wert sein, da sich viele Problemstellungen direkt übertragen lassen bzw. eine Einbindung schon heute gegeben ist.
Neben dem immer dramatischeren Personalmangel wird insbesondere die direkte Verbindung mit dem Thema Nachhaltigkeit dem vernetzten Fahren weiteren Rückenwind geben.
Schon heute ist Mobilität in vielerlei Hinsicht eng mit IT verbunden. In welchen Bereichen steckt aus Ihrer Sicht das meiste noch nicht genutzte Potenzial?
Vernetzte und autonome Fahrzeuge werden gerade den Transportbereich fundamental verändern. Hier werden sich ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln, in denen sich neue Player etablieren. Fahrzeughersteller, Logistiker, Energieerzeuger, Technologieunternehmen und Startups werden auf Basis digitaler Plattformen und verfügbarer Daten zusammenarbeiten. Car Software Transformation, der Nutzung der Daten und dem Aufbau von neuen Plattformen wie Catena X sehe ich das meiste Potenzial. Darüber hinaus haben viele unserer Kunden aber auch noch großen Nachholbedarf in der digitalen Transformation ihrer Kernprozesse wie Produktion, Energiemanagement und Reparatur bzw. Wartungsoptimierung. Lesen Sie gern mehr im Blog meines Kollegen Markus Scherbaum für die diesjährige IAA hier.
Zuletzt möchten wir mit Ihnen einen Ausblick wagen: Wo steht die Transport- und Logistik-Branche im Jahr 2030 – und welche Meilensteine haben Sie bis dahin bewältigt?
Die Branche wird vor allem wesentlich effizienter, modularer und nachhaltiger sein. Wir werden eine Vielzahl elektrifizierter, vernetzter und bereits auch teilautonomer Fahrzeuge auf den Straßen sehen. Transport-as-a-Service wird sich in der Praxis als Geschäftsmodell etabliert haben und neue Player werden auf Basis technischer Innovationen den Markt an vielen Stellen massiv beeinflussen.
Der starke Trend hin zu einer Kreislaufwirtschaft wird einen nachhaltigen Einfluss haben und neue Geschäftsmodelle hervorbringen. Technologien wie Digital Twin, Autonomous Driving, Software Defined Vehicle und Life Cycle Assessment werden dabei unterstützen.