Arnd Franz, Vorsitzender der Konzern-Geschäftsführung und CEO von MAHLE

Können Sie sich, Ihre Position und Ihr Unternehmen kurz vorstellen?

MAHLE ist ein international führender Entwicklungspartner und Zulieferer der Automobilindustrie für Anwendungen auf und jenseits der Straße. Unser Anspruch ist, Mobilität klimaneutral zu gestalten. Wie bei Pkw, zählen wir weltweit auch im Nutzfahrzeugsektor alle großen Fahrzeug- und Motorenhersteller zu unseren Kunden. Unsere Strategiefelder sind Elektrifizierung und Thermomanagement. Aber auch die Entwicklung von Technologien, die mit erneuerbaren Kraftstoffen helfen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Hier ist Wasserstoff ein großes Thema – in der Brennstoffzelle und im Verbrennungsmotor. Wir sind in allen aktuell elektrifizierten Nutzfahrzeugen stark vertreten und sehr aktiv in den großen Wasserstoffmotor- und Brennstoffzellenprojekten. Damit steht MAHLE für die Vielfalt der Technologien.

Arnd Franz
Vorsitzender der Konzern-Geschäftsführung und CEO von MAHLE

Was bedeutet der IAA TRANSPORTATION Slogan „People and Goods On The Move“ für Sie?

Aus meiner Sicht trifft der Slogan den Kern der Messe. Weltbevölkerung und -wirtschaft werden in Zukunft weiterwachsen – und damit der Bedarf an Personen- und Güterverkehr. Deshalb ist dessen Beitrag zum Klimaschutz besonders wichtig. Mannigfaltige Einsatzzwecke und Anforderungen an heutige Nutzfahrzeuge verlangen vielfältige technische Lösungen für nachhaltige Antriebe. MAHLE hat die passenden Technologien im Angebot.

Was erhoffen Sie sich von der IAA TRANSPORTATION 2024?

Viele gute Diskussionen! Schließlich macht der Dialog es möglich, die gewaltigen Herausforderungen auf den Tisch zu bringen, um zukunfts- und marktfähige Lösungen zu erarbeiten. Wir brauchen in unserer Branche einen „Can Do“-Spirit: Gemeinsam schaffen wir das!

Welches Thema werden Sie auf der IAA TRANSPORTATION 2024 vorstellen?

Unser Auftritt steht unter dem Motto Technologievielfalt. Wir glauben ganz fest, dass wir gerade im Transportsektor nur klimaneutral werden können, wenn wir alle technischen Register ziehen: Elektrifizierung, Brennstoffzelle und weiterhin den Verbrennungsmotor, den wir für den Einsatz von Wasserstoff fit gemacht haben. Auf der IAA Transportation präsentieren wir unseren systemischen Ansatz für einen Brennstoffzellen-Lkw: mit Brennstoffzellenperipherie, Thermomanagement und einer vollfunktionsfähigen Schwerlast-E-Achse. Wir steigen zwar nicht ins E-Achsengeschäft ein, aber wir stellen mit diesem beeindruckenden Exponat unsere Systemexpertise unter Beweis: mit zwei kraftvollen MAHLE SCT E-Motoren und integriertem Liquidmanagement. Alles voll funktionsfähig. Eine weitere Neuheit ist unser bionischer Lüfter.  Inspiriert vor allem von den Federschwingen einer Eule, bekannt als leiser Jäger, macht er anspruchsvolle Brennstoffzellen- und E-Lkw sowohl unter Volllast als auch beim Laden deutlich leiser. Alle Produkte, die wir zeigen, sind entwickelt, getestet und bereit für die Serienanwendung!

Welches essenzielle Zukunftsthema findet in der Öffentlichkeit zu wenig Beachtung?

Ich meine, wir sollten uns dringend sachlicher und faktenbasiert mit der Frage auseinandersetzen, wie wir wirksamen Klimaschutz schnell erreichen wollen. Diese Diskussion ist mir oft zu einseitig und ideologiegetrieben. Es sollte nicht entschieden werden müssen für die eine oder die andere Technologie oder gar gegen eine Technologie. Wenn wir das Ziel CO2-Reduzierung ernst nehmen, ist es wichtig, offen zu sein für alle Ideen und alle Lösungswege unvoreingenommen zu bewerten. Wir sollten alle technologischen Hebel nutzen, solange sie dem Klimaschutz dienen. Und das so schnell wie möglich.

In welchem Bereich des Transport- und Logistiksektors sehen Sie das größte Potenzial und wo den größten Aufholbedarf?

Das größte Potential sehe ich im Thermomanagement und im Antrieb – unabhängig von der Anwendung. Die einzigartige Kompetenz bei Verarbeitung und Innovationskraft unserer Branche stimmt mich positiv. Gelingt es uns nun noch, diese optimal zu integrieren, so werden wir global weiter vorn mitspielen. Dringender Aufholbedarf besteht bei der Tank- und Ladeinfrastruktur. Die EU hat Ziele für den Ausbau vorgegeben, aber es wird noch mehr Ehrgeiz nötig sein, um eine breite Flotte emissionsfreier Fahrzeuge zu bedienen.

Die IAA TRANSPORTATION ist die führende globale Leitplattform für Nutzfahrzeuge, Transport und Logistik. Sie bringt Innovatoren aus sämtlichen Spektren der Mobilität zusammen. Mit wem wollen Sie sich im kommenden September vernetzen und warum?

Ich denke, wir sollten noch enger mit den Spediteuren arbeiten, denn die entscheiden letztendlich, welche Modelle die Anforderungen am besten abdecken. Daraus können wir viel lernen. Und schließlich sind die Lebenszykluskosten, die sogenannten Total Costs of Ownership (TCO), der entscheidende Faktor im Transportgewerbe. Wir müssen dafür sorgen, dass es für den Unternehmer wirtschaftlich ist, in emissionsfreie Fahrzeuge zu investieren.

Der Wandel im Transport- und Logistiksektor hin zu den nachhaltigen Lösungen ist groß. Wie lautet Ihre Vision für den Sektor in 20 Jahren?

Ich muss darauf mit den beiden oft zitierten Schlagworten „vernetzt“ und „nachhaltig“ antworten, doch letztendlich zahlt alles auf Effizienz ein. Je effizienter ein Lkw betrieben wird, also Energie- und Zeitaufwand ins Optimum gebracht werden, desto nachhaltiger ist er. Ich glaube, in 20 Jahren werden wir hier deutlich weiter sein als heute.

Wie unterscheidet sich die IAA Conference von anderen Branchenkonferenzen, und warum sollten Experten sie nicht verpassen?

Mit ihrem breiten Spektrum wichtiger Themen bietet die IAA Conference eine vorzügliche Gelegenheit zum intensiven Austausch mit allen Stakeholdern im Bereich Transportation – von den OEM über die Zulieferer und Technologie-Spezialisten bis zu Verbänden und tief hinein ins Transportgewerbe. Es ist wichtig, nicht nur die unternehmenseigenen Standpunkte mit anderen Messeteilnehmern und -besuchern zu teilen, sondern auch miteinander im Gespräch zu bleiben.

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