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IAA Voices Conference Special: Interview Telekom MobilitySolutions

Dr. Olga Nevska ist Geschäftsführerin der Telekom MobilitySolutions und Mitglied des Board of Directors bei T-Mobile Czech Republic. Die aus der Ukraine stammende Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlerin promovierte an der Freien Universität Berlin und kam 2009 zur Deutschen Telekom. Sie steht für Digitalisierung als Enabler für vernetzte, nachhaltige und bedarfsgerechte Mobilität und verantwortet die Transformation einer der größten deutschen Unternehmensflotten zu einem innovativen Mobilitätsprovider. Olga ist Gastdozentin und Beirätin am Institute for Mobility der Universität St. Gallen und wurde vom Handelsblatt zu einer der 100 Frauen ernannt, die Deutschland voranbringen.

Dr. Olga Nevska, Telekom MobilitySolutions

Stellen Sie sich vor, Sie wären in einer Zeitmaschine und auf dem Weg „zurück in die Zukunft“. In welchem Jahr würden Sie gern aussteigen und warum?

Mich interessiert brennend, wie die Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Tickets aussieht, da ich ein großer Fan der deutschlandweiten Vernetzung auf Kopfdruck bin. Deshalb würde ich gerne in dem Moment aussteigen, in dem diese bekanntgegeben wird. Unabhängig vom Preis wünsche ich mir auch für die Zukunft einen deutschlandweit einheitlichen Tarif für öffentliche Verkehrsmittel. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Reduzierung des Individualverkehrs und damit für die Mobilitätswende.

Wenn Sie eine Superkraft hätten, die Ihnen beruflich weiterhelfen würde, welche wäre das?

Das wäre die Power, alle Player an einen Tisch zu bringen, die einen Beitrag zur Verkehrswende leisten können - Politik, Wirtschaft, Verbände, Wissenschaft und Bürger:innen. Wir stehen heute an einem kritischen Punkt bei der Erreichung der Klimaziele. Nicht weil es uns in Deutschland an Ideen, Talenten oder Technologien mangelt. Es fehlt uns das erforderliche Tempo, der Wille zur Zusammenarbeit und manchmal auch der Mut, unkonventionelle Wege zu gehen und regulatorische Rahmenbedingungen anzupassen. Ich hätte gerne die Superkraft, alle störenden Silos aufzubrechen und die Protagonisten dazu zu bringen, gemeinsam Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder zu übernehmen.

Welchen Trend verfolgen Sie aktuell beruflich mit großem Interesse?

Ich beobachte mit Spannung, wie Branchengrenzen sich verändern und wie sich industrielle Wertschöpfungsketten neu strukturieren. Denken wir nur an die Elektromobilität, die ohne die enge Verzahnung von Energie- und Automobilindustrie nicht möglich wäre. Oder aber an die Verbindung zwischen Telekommunikation und Transportwesen in der Entwicklung des autonomen Fahrens. Da entstehen ganz neue Wettbewerbsbedingungen und Handelsbeziehungen und bereits existierende Wertschöpfungsketten gehen durch einen tiefgreifenden Wandel. Diesen Entwicklungen müssen wir mit offenen Augen begegnen.

Was ist/war für Sie in den vergangenen zehn Jahren der größte Gamechanger in der Logistik- oder Transportbranche?

Die Abkehr vom stationären Wandel zugunsten des Onlinehandels, die die Logistikbranche nachhaltig verändert und ganz neue Player auf den Markt gebracht hat. Und da ist das Ende noch lange nicht erreicht. Der 3D-Druck zum Beispiel wird bald schon dafür sorgen, dass wir das gewünschte Produkt zuhause oder im Copyshop nebenan drucken, nachdem wir im Netz die Printingvorlage in Form eines Datensatzes erworben haben. Und sofern das nicht möglich ist, liefert eine Drohne die Ware in meinen Briefkasten auf dem Dach.

Welche Innovation sehen Sie aktuell international als Blaupause auf dem Weg zur Klimaneutralität?

Da komme ich zurück zum Anfang: das 9-Euro-Ticket. Es war meines Wissens einzigartig in der Bundesrepublik, dass innerhalb von wenigen Monaten bundesweit ein solches Angebot ausgerollt wurde. Da hat plötzlich etwas funktioniert, an das keiner geglaubt hat: der öffentliche Nahverkehr hat einen riesigen Digitalisierungsschub erfahren, der vielbeklagte Tarifdschungel spielte keine Rolle mehr. Es geht also! Wie erfolgreich das Projekt am Ende sein wird, ist noch zu untersuchen. Es hat aber in jedem Fall gezeigt, wie wir agieren müssen, wenn wir etwas verändern, verbessern und vereinfachen wollen. Einfach machen! Laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist schon jetzt deutlich weniger Verkehr auf den deutschen Straßen zu verzeichnen.

Was erhoffen Sie sich von der IAA TRANSPORTATION?

Ich erhoffe mir interessante Begegnungen mit Meinungsführer:innen und Entscheidern aus unterschiedlichen Branchen und Ländern, neue Chancen der Kollaboration, mutige und innovative Lösungen und eine ganze Menge Inspiration.

Worauf freuen Sie sich bei der IAA Conference besonders?

Auf die persönlichen Begegnungen, die wir so lange vermisst haben. Ich freue mich aber auch auf das geänderte Konzept der IAA TRANSPORTATION mit neuen Formaten und Möglichkeiten der Interaktion. Und natürlich darauf, dass ich selbst als Speakerin dabei sein darf.