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Der Markt ist in Bewegung

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt kündigt sich eine Logistik-Revolution in deutschen Innenstädten an: Lastenräder und elektrische Kleinstlieferwagen sollen künftig die Last des Paketbooms schultern.

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt kündigt sich eine Logistik-Revolution in deutschen Innenstädten an: Lastenräder und elektrische Kleinstlieferwagen sollen künftig die Last des Paketbooms schultern.

Die Rechnung ist einfach: weil durch den Boom im E-Commerce immer mehr Pakete versendet werden, braucht es dafür immer mehr Lieferfahrzeuge. Weil es aber in den meisten Innenstädten jetzt schon nicht genügend Verkehrsfläche für alle Stakeholder gibt, werden die Paketströme sich künftig auch andere Wege zum Empfänger suchen müssen.

Ein vielversprechendes Konzept ist die Lieferung mit Lastenrädern und elektrisch angetriebenen Kleinstlieferwagen. Die Vorteile der neuen Transportmittel sind ihr geringer Flächenverbrauch und der emissionsfreie Antrieb. Der Nachteil: um die Lieferketten weiterhin wirtschaftlich zu gestalten, braucht es lokale Micro-Hubs in der City, von denen aus die Lastenräder ausschwärmen. Die Frage, wo diese Flächen denn ausgewiesen werden könnten, bleibt bei vielen Kommunen noch unbeantwortet.

Der Platzhirsch geht voran

Die Wirtschaft indes schafft bereits Fakten. Der US-Onlinehändler Amazon etwa hat jüngst in Freiburg/Breisgau und Hochdorf den Startschuss für ein weiteres einer ganzen Reihe von Lastenradlogistikprojekten gegeben. Das fügt sich in die Selbstverpflichtung, bis zum Jahr 2040 in allen Bereichen des Unternehmens CO2-neutral zu werden, wofür man in über 20 europäischen Städten Pilotprojekte für emissionsarme Zustellungen erprobt und durchführt. Dazu zählt etwa die Ausweitung der elektrischen Lieferflotte und der Aufbau der Ladeinfrastruktur für den Betrieb, aber auch alternative, urbane Liefermethoden in Form von Micro-Hubs in Innenstädten und die Zustellung mit elektrischen Lieferfahrrädern, elektrischen Scootern oder zu Fuß.

Die in Freiburg City und Hochdorf eingesetzten elektrischen Lieferfahrräder sind mit Ladeboxen bestückt, in denen die Pakete transportiert werden können. Die Fahrerinnen und Fahrer der Lieferdienstpartner, darunter das Tübinger Unternehmen veloCARRIER, nutzen sie, um Pakete zuzustellen. Die mit dem elektrischen Lieferfahrrad vom oberbayerischen Hersteller Urban Mobility zugestellten Pakete werden im Amazon-Verteilzentrum in Freiburg-Hochdorf nach Touren sortiert und an die Lieferpartner übergeben. In Freiburg werden derzeit bis zu 14 E-Cargobikes eingesetzt – sieben am Verteilzentrum, die in Hochdorf Bestellungen zustellen, sowie sieben am Schwabentorring, welche die Innenstadt beliefern.

Elektrische Lieferfahrräder nutzt Amazon derzeit in sieben deutschen Städten, darunter Dortmund, Essen, Hamburg, Osnabrück, München, Stuttgart und Freiburg. Der US-Logistiker arbeitet auch mit Stadtverwaltungen in ganz Europa zusammen und betreibt städtische Micro-Hubs, wie zum Beispiel in Dortmund am Ostwall.

Auch die Lieferdienste handeln

Eine emissionsfreie Zustellung hat der Paketlogistiker Hermes kürzlich in Magdeburg gestartet. Dort werden die Bereiche Stadtfeld-Ost und Altstadt nun von Lastenrädern und E-Transportern beliefert. Auf einer zehn Quadratkilometer großen Fläche kommen laut Unternehmen zwei E-Transporter und acht Lastenräder zum Einsatz – pro Tag sollen mehr als 1.200 Sendungen abgewickelt und über 14 Tonnen CO2 eingespart werden. Das Zustellungsgebiet erstreckt sich von der Elbe im Osten, der Albert-Vater-Straße im Norden und dem Westring bis hin zur Sudenburger Wuhne im Süden. Neben der Belieferung an die Haustür von mehr als 30.000 Magdeburger Einwohner:innen werden auch die zwölf Paketshops in der Region nach Hermes-Angaben mit null Emissionen angefahren.

Die Zustellbasis befindet sich in direkter Citynähe. Von dort aus machen sich die elektrisch unterstützten Lastenräder –  sechs Cargobikes der Firma Onomotion und zwei von Citkar – direkt auf den Weg zur Zustelltour. Bei größeren Sendungsmengen, die direkt an die Paketshops gehen, kommen die E-Transporter zum Einsatz. Am Verteilzentrum werde zudem ausschließlich Ökostrom verbraucht. Bis zu 120 Sendungen könnten die Lastenräder pro Tour transportieren, dank der Nähe zum Verteilzentrum sei auch eine zweite Auslieferungswelle möglich.

Lastenräder von Typ Citkar werden unter anderem von Hermes in Magdeburg getestet. Bild: Johannes Reichel

Getestet wird auch die Technik

Ein weiteres Lastenradmodell testet Hermes in der Stuttgarter Innenstadt, wo zwei E-Cargobikes vom Typ „Cargo:4“ des Herstellers A-N.T. im Einsatz sind. Die Pedelecs fahren unter anderem zentral auf der Königstraße und dem Schlossplatz und transportieren im Schnitt jeweils 100 Sendungen täglich. Ausgangspunkt der Zustelltouren ist die Tiefgarage „Stephangarage“. Der KEP-Dienst nutzt dabei das zentral gelegene Parkhaus von Apcoa als Mikrodepot. Die Erfahrungen aus den ersten Testtagen seien vielversprechend, heißt es bei Hermes.

„Die Stuttgarter Innenstadt ist wie gemacht für einen Lastenrad-Test. Stau und Platznot sind hier neben zeitlichen Einschränkungen für Lieferverkehr und autofreien Zonen an der Tagesordnung. Das macht die Paketzustellung nicht einfach“, erklärt Marko Hudicsek, Manager Last Mile bei Hermes Germany in der Region Stuttgart. Die Zusteller:innen haben aber offenbar bereits positive Rückmeldungen gegeben. So seien Staus in der Stuttgarter Innenstadt kein Problem mehr, auch die herausfordernde Parkplatzsuche gehöre der Vergangenheit an.

„Die A-N.T. Cargo:4 setzt auf haltbare und verschleißarme Motorroller-Komponenten, und ist für höchste Belastungen im täglichen, professionellen Transporteinsatz ausgelegt. Qualität ‚Made in Germany‘“, wirbt Michael Halfpap, Senior Account Manager der ZEG-Marke, für sein Konzept.

Das Modell stellt ein robustes und vielseitiges Heavy-Duty-E-Cargobike dar, das speziell für professionelle Transporteinsätze auf der letzten Meile entwickelt wurde. Mit einer Nutzlast von 250 kg und einer Ladefläche, die eine Europalette fassen kann (1,20 m x 0,80 m), bietet das Modell bei einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h ausreichend Kapazität für den Pakettransport. Ein weiterer Vorteil seien zudem die individuellen Aufbauten. Für den Pakettransport von Hermes kommt eine Wechselbox zum Einsatz, optional kann auch ein Wetterschutz ergänzt werden.

Parkhäuser werden zur Zustellbasis

Eine internationale Zusammenarbeit mit dem Parkhausbetreiber Apcoa vermeldet gar der US-Paketlogistiker UPS. Bereits seit einigen Jahren nutzt der KEP-Dienstleister in Irland dessen Parkhäuser als Basis für den Austausch von Paketsendungen von größeren Containern auf Lastenräder für die Letzte-Meile-Zustellung. Nun wollen die beiden Unternehmen ihre Zusammenarbeit erweitern. Bereits jetzt bestehen Basen in Dublin, Hamburg und Köln, geplant ist eine zügige Ausweitung des Konzepts auf andere Städte innerhalb der nächsten Jahre. UPS liefert seine Container an die jeweiligen Parkhäuser an, von dem aus die Cargobikes dann zustellen. Die Hubs sollen auch für das Aufladen der E-Lastenräder genutzt werden.

Der US-Logistiker hatte bereits im Jahr 2012 in Hamburg ein erstes Pilotprojekt zur City-Belieferung mit Lastenrädern aus einem Containerdepot gestartet und dieses Modell mittlerweile auf 30 deutsche und etliche internationale Städte übertragen. Für Apcoa mit seinen 1,5 Millionen Parkplätzen auf 1,9 Millionen Quadratmeter Fläche erschließt die Zusammenarbeit komplett neue Möglichkeiten für urbane Logistik, Paketboxen zur Selbstabholung, Ladeinfrastruktur oder Technologieservices.

Auch die Bahn mischt mit

Die Bahn-Tochter Smart City/DB hat als zweiten Standort in Berlin ein neues Mikrodepot in zentraler Innenstadtlage direkt im Bahnhof Berlin-Alexanderplatz eröffnet. Über das Kleinlager werden Güter, die über etablierte Logistiknetze im Depot ankommen, mit Cargobikes und CO2-armen Kleinfahrzeugen in die umliegenden Bezirke feinverteilt. Ebenso wie beim ersten Mikrodepot am Tempelhofer Damm in Berlin sei die Einbettung des Depots als eine attraktive Last-Mile-Logistiklösung mit ästhetischem Anspruch ins städtische Gesamtbild sowie die nachhaltige Stadtentwicklung wichtig gewesen, skizziert der Anbieter.

Neben der Nutzung einer eigenen DB-Fläche direkt in den S-Bahn-Bögen des Bahnhofs Alexanderplatz wird die Stromversorgung durch Solaranlagen auf der Sonnenseite des Gebäudes als zusätzliche Stromquelle unterstützt. Mit der Eröffnung des neuen Depots verfolgt die DB-Tochter den Aufbau eines innerstädtischen und regionsübergreifenden Depot-Netzwerkes auf eigenen, städtischen oder privaten Flächen.

Das nachhaltige Logistiksystem forciere darüber hinaus eine partnerschaftliche und flächeneffiziente Nutzung und Öffnung für interessierte Logistiker und Versender. Der Start erfolgt mit den zwei Logistikpartnern DPD und CityLog. Das Mikrodepot fungiert für DPD als Abstell- und Umschlagplatz. So werden morgens Pakete mit einem elektrischen Transporter angeliefert und anschließend in die Lastenrad-Boxen einsortiert. Die anschließende Zustellung erfolgt mit zwei elektrisch motorisierten Lastenrädern des in Berlin ansässigen Herstellers ONO.

Die CityLog GmbH realisiert derzeit in acht Großstädten Projekte für eine CO2-neutrale B2B-Warenauslieferung. In Berlin sind die „Stadtlieferanten“ seit Oktober 2020 mit ihren Lastenfahrrädern im Auftrag des Fachgroßhändlers Bär & Ollenroth unterwegs und versorgen seitdem Fachhandwerksbetriebe für sämtliche Bereiche der Haustechnik mit Produkten. Für den Großhändler sei das ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, weil man die Auslieferung von Kleinteilen in der City vom 7,5-Tonner auf das klimafreundliche Lastenfahrrad verlegen könne.

Einstieg ohne große Investition

Der Berliner Lebensmittel-Schnelllieferdienst Gorillas will in Deutschland künftig die elektrisch angetriebenen Lastenräder des niederländischen Start-ups Dockr einsetzen, um Lebensmittel nachhaltig und emissionsfrei innerhalb von zehn Minuten an die Haustür zu liefern. Durch die zunehmende Popularität des Dienstes mit entsprechend wachsender Nachfrage habe der Lieferdienst nach einer umweltfreundlichen Ergänzung seiner aktuellen Pedelec-Flotte gesucht.

Überzeugt hätten den Lieferdienst dabei auch die flexiblen Abomodelle für die E-Cargobikes. Die Lastenräder kämen mit einem Rundum-Service- und einem Versicherungspaket, das eine schnelle Expansion ohne größere Vorabinvestitionen ermögliche, wirbt der Anbieter. Die führerscheinfreien E-Lastenräder bieten eine Nutzlast von bis zu 350 Kilogramm und ein Ladevolumen von bis 1.700 Liter.

Newcomer kommen mit Schwung

Ebenfalls in Berlin hat das Start-up Fairsenden jüngst eine erste Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen, dabei rund vier Millionen Euro an Finanzmitteln erschlossen und – fast noch wichtiger – entscheidende Unterstützer gewonnen. Dazu gehören die beiden finanzstarken Investoren und Logistik-Experten Navid Thielemann und Christian Flick, die mit der FIVE Investment GmbH allein drei Millionen Euro an Liquidität ins Unternehmen bringen. Alle Investoren seien Experten auf ihren Gebieten, der Routenoptimierung, Intralogistik, Verkehrslogistik, Projektentwicklung und Digitalisierung, erklärt der Anbieter.

Die Firma Fairsenden wurde 2019 von Markus Schwarz gegründet und organisiert die letzte Meile voll digital und CO2-neutral. Das IT- Logistik-Unternehmen ist nicht nur auf heterogene Fahrzeugflotten und Hub-Strukturen spezialisiert, sondern hat sich zum Ziel gesetzt, Logistikstrecken und den resultierenden Verkehr deutlich zu reduzieren. Mit ihrer IT steuert das Unternehmen in Großstädten bereits eigene E-Cargo-Bikes und Elektro-Van-Flotten. Kunden können in Online-Shops bei der Versandart mit Fairsenden die Zustellzeit direkt frei wählen und bekommen ihre Bestellung pünktlich und klimaneutral bis zur Haustür oder dem Ort ihrer Wahl geliefert, so der Anbieter.

Derzeit ist das Unternehmen in Berlin und München aktiv. Mit der Finanzspritze strebt man nun eine schnelle und stabile Expansion an und will in den wichtigsten Städten in Deutschland die letzte Meile emissionsfrei organisieren.

Lastenräder könnten künftig in vielen Städten emissionsfrei und leise zustellen. Bild: HUSS-VERLAG

Neue Fahrzeuge entstehen

Um in der City-Logistik mit dabei zu sein, hat der türkische Nutzfahrzeughersteller Ford Otosan eine neue Sub-Marke gegründet, die dem Trend zu leichter Elektromobilität Rechnung tragen soll. Die Rakun Mobilite Teknoloji ve Ticaret A.Ş. peilt sowohl auf private wie auf geschäftliche Kunden und kommt zum Start mit einem zwei- und einem dreirädrigen E-Scooter auf den Markt. Haydar Yenigün, General Manager bei Ford Otosan, begründete den Schritt damit, dass sich viele Branchen derzeit in einem tiefgreifenden Wandel befänden und die Spielregeln neu geschrieben würden.

„Inspiriert von unseren Kunden und angetrieben von unserer Erfahrung und unserem Know-how in der Produktion von Elektro- und Nutzfahrzeugen, stellten wir uns vor, 2- oder 3-Rad-Elektromotorräder für Lieferdienste auf der letzten Meile zu bauen“, erklärt Yenigün. Beide Modelle verfügen über eine 5-kWh-Batterie, die per Steckdose aufgeladen werden kann.

Es sei für Letzte-Meile-Lieferdienste von zentraler Bedeutung, dass ihre Fahrzeuge nahtlos betrieben werden können und dass sie sofortigen Zugang zu Kundendienstleistungen hätten. Daher werde der Kundendienst ein weiterer Schwerpunkt sein. Man wolle hier mit ausgewählten Ford Pkw- und Nutzfahrzeug-Kundendienstzentren zusammenarbeiten und auch einen Vor-Ort-Service mit einem mobilen Fahrzeug anbieten.

Zwischen Lastenrad und Transporter

Eine komplett neue Fahrzeugklasse entsteht derzeit zwischen Lastenrad und Transporter. Der neue Anbieter Tropos Motors Europe etwa platziert seinen „Tropos ABLE“ zwischen schweren Cargobikes und den großen Transportern. Mit 1,40 Meter Breite könnten die Fahrzeuge in zweiter Reihe halten und schmale Wege befahren, so das Unternehmen. Durch ihren kurzen Radstand und einem Wenderadius von nur 3,96 Metern eignen sie sich zudem für die Beladung an Micro-Hubs. Bei Reichweiten von bis zu 260 Kilometern und einem Transportvolumen von bis zu fünf Kubikmetern könnten Liefertouren zudem flexibel geplant werden.

Für den „Tropos ABLE“ wurden bereits Kofferaufbauten mit Planenrollo und Schiebetüren entwickelt: durch die 3-teilige Konstruktion der Türen lassen sich diese von beiden Seiten öffnen und auf ein Drittel der Fläche zusammenschieben, was den Zugang zu Paketen und Transportbehältern noch einmal deutlich vereinfachen soll.

„Die urbane Logistik wird immer ausgefeilter. Immer mehr Lösungen stehen zur Verfügung, die dem Kunden heute für jeden Bedarf das passende Fahrzeug bieten. Mit unseren kompakten Elektrofahrzeugen suchen wir stets die besten Lösungen für unsere Kunden und passen unsere Produkte an die Bedürfnisse der Branche an. Mit den neuen Kofferaufbauten für den „Tropos ABLE“ stellen wir flexible und effiziente Lösungen für die letzte Meile zur Verfügung und können die Aufbauten entsprechend einem Baukastensystem ausgestalten. Auch individuelle Wünsche können wir umsetzen“, sagt Markus Schrick, Geschäftsführer von Tropos Motors Europe.

Die Basis der in Deutschland entwickelten und gefertigten Aufbauten besteht aus einem stabilen Aluminiumrahmen sowie einem Ladeboden aus Siebdruckplatten. Wahlweise gibt es die Aufbauten mit Planenrollo oder Schiebetüren in zwei Standardgrößen „L“ und „XL“. Um Beladevorgänge unter allen Einsatzbedingungen zu vereinfachen, können am Heck auch Doppelflügeltüren angebracht werden. Auch die Gestaltung der Ladefläche und Anordnung der Fächer sind kundenspezifisch anpassbar. Die Ladefläche kann beispielsweise mit Regaleinbauten für Euroboxen ausgestattet werden, die fest integriert oder – für ein Plus an Flexibilität – rollbar sind.

Lastenräder aus dem Forschungslabor

Doch auch die Entwicklung bei den Lastenrädern ist noch nicht abgeschlossen. Mit dem Bochumer Uni-Spin-Off Antric hat jüngst ein weiterer junger Anbieter von E-Cargobikes seinen Marktstart angekündigt. Der Anbieter will sich durch besondere Robustheit und Wartungsarmut auszeichnen. Das mit einer halbgeschlossenen Fahrerkabine konzipierte Bike soll leichtere Rempler reparaturfrei aushalten und sich durch eigens konstruierte flexible Crashelemente leicht reparieren lassen. Die Robustheit der Konstruktion stellte man mit einem Video unter Beweis, bei dem das bis zu 25 km/h schnelle, elektrisch tretunterstützte Cargobike eine Treppe unbeschadet absolvierte.

Bei den Komponenten setzt man auf automobile Standards und verwendet als Frontscheibe mit Scheibenwischer etwa das Modul des Leicht-Elektrofahrzeugs Renault Twizy. Der modulare Aufbau soll das Bike flexibel konfigurierbar machen, die Vollfederung und ein eigenentwickelter Sitz sowie ein Keyless-Entry-System den Fahrerkomfort erhöhen. Im wechselbaren Containeraufbau stehen formal zwei Kubikmeter Laderaum zur Verfügung. Ein interessanter Ansatz ist auch die leichte Textilhaut, die das Fahrzeug umhüllt und ihm seine Form gibt, aber auch Wetterschutz bietet.

Die Wurzeln des Unternehmens liegen in der Hochschule Bochum, wo seit 2015 unter dem Dach von eelo.eu Fahrzeuge zwischen E-Bike und Elektroauto entwickelt werden. Im Sommer 2020 entstand hier auch der Erstling „Antric One“. Die Serienfertigung will man noch im Jahr 2022 starten. 

Betriebszeiten maximieren und Probleme minimieren

Die Verringerung von Reparatur- und Wartungsaufwand von Lastenrädern hat sich auch der Reifenspezialist Michelin auf die Fahnen geschrieben. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas hat das Unternehmen jüngst einen Prototyp des luftlosen Reifens „MICHELIN X Tweel“ für eCargo-Lastenräder von Coaster Cycles vorgestellt.

„Die Herausforderungen in diesem Markt sind sehr komplex“, so Tony Marconi, der für das Tweel-Geschäft verantwortliche Geschäftsführer bei Michelin. „Wir wissen, dass die letzte Meile bei der Zustellung oft die teuerste ist. Mit unserer luftlosen Radialreifen-Technologie Tweel haben wir schon in anderen Bereichen gezeigt, wie wir platten Reifen vorbeugen, Betriebszeiten maximieren und Probleme minimieren.“

Der „MICHELIN X TWEEL Airless“-Radialreifen ist eine komplette Rad-Reifen-Kombination, die Reifen, Felge und Ventil ersetzt. Nach der Montage ist keine Luftdruckkontrolle mehr notwendig. Die Dämpfung durch Polyesterharz-Speichen soll die reifentypischen Schwingungen reduzieren. Das Fahrverhalten sei mit Luftreifen vergleichbar.