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Cottbus setzt auf Wasserstoffbusse

Das Gebiet um Cottbus galt seit den 1950er Jahren als wichtigster Braunkohle- und Energielieferant der DDR. Im Zuge des nun stattfindenden Strukturwandels der Region weg von der Braunkohle sollen Wertschöpfung und Technologien der Wasserstoffwirtschaft schrittweise in den Landkreisen vor Ort installiert werden. Damit sollen für bisher stark auf Braunkohl fixierte Unternehmen neue Geschäftsfelder erschlossen und auch Arbeitsplatzperspektiven geboten werden.

Nicht zuletzt soll so das Können und Fachwissen gut ausgebildeter Energie-Spezialisten in der Region gehalten werden, die in den Jahren nach der Wende nicht unwesentlich von Bevölkerungs-Abwanderung betroffen war. Im Juli 2019 wurde daher das Netzwerk „durch2atmen“ gegründet, um diese Transformation aus der Region selbst heraus zu gestalten. Zu dem Netzwerk gehören auch der Bergbau- und Kraftwerksbetreiber Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG) und der kommunale Verkehrsbetrieb Cottbusverkehr, die dies auch als Chance nutzen wollen, die Clean Vehicle Directive umzusetzen.

So wird nun als erstes gemeinsames Wasserstoff-Projekt die schrittweise Umstellung des derzeit 27 Fahrzeuge umfassenden Busfuhrparks bis zum Jahr 2035 auf lokal emissionsfreie Busse begonnen, für das beide Unternehmen gemeinsam bis 2022 eine Wasserstofftankstelle mit Elektrolyse in Modulbauweise errichten wollen. Die von Cottbusverkehr betriebenen Buslinien bedienen auch den westlichen Teil des Landkreises Oder-Neiße und erzielen dabei sehr lange Laufleistungen, die mit den derzeit verfügbaren Elektrobussen nicht abgedeckt werden könnten. Daher war für diesen mittelgroßen Verkehrsbetrieb der Einstieg in die Wasserstofftechnologie auch betrieblich naheliegend. Auch unterscheidet sich die Betankungsdauer bei Wasserstoffbussen mit ca. 15 Minuten nicht wesentlich vom Dieselbus.

Am 9. Dezember 2021 wurde der entsprechende Fördermittelbescheid des Landes Brandenburg übergeben, so dass nun der Umsetzung nichts mehr im Wege steht: 2022 werden beim turnusgemäßen ersten Erneuerungsschritt des Busfuhrparks nun zwei Wasserstoffbusse anstelle zweier Dieselbusse beschafft. Auch in den Folgejahren sollen jeweils weiterhin Wasserstoffbusse in kleinen Stückzahlen beschafft werden, so dass im Jahr 2026 bei Cottbusverkehr die Flotte mit neun Fahrzeugen zu einem Drittel aus Bussen dieser Bauart bestehen würde. Entsprechend ist das erste Tankstellenmodul zunächst auf den Tankbedarf von neun Wasserstoffbussen ausgelegt. Später soll durch Errichtung weiterer Module die Tankkapazität entsprechend dem Traktionswandel weiter ausgebaut werden.

Da der modulare Aufbau die Anpassung der Kapazität der Tankstelle erleichtert, könnte somit aber auch nachträglich reagiert werden, wenn in den nächsten Jahren im Zuge der Klimawende das Busangebot gegenüber heute noch deutlich ausgeweitet werden sollte. Neben den Linienbussen von Cottbusverkehr sollen an der Tankstelle künftig auch die LKWs einer Spedition und von Entsorgungsbetrieben betankt werden, die ihren Fuhrpark ebenfalls auf Wasserstofftechnologie umstellen.

Die Wasserstofftankstelle wird bis Ende 2022 auf dem 1999 eröffneten Bus- und Straßenbahn-Betriebshof Neu-Schmellwitz errichtet. Dieses 79.420 Quadratmeter große Gelände liegt nördlich der städtischen Bebauung. Allerdings erlauben die geltenden Vorschriften trotzdem nicht den Bau einer Windkraftanlage. Für den Aufbau des ersten Moduls der Tankstelle (inkl. erforderlicher Infrastruktur), investiert Cottbusverkehr ca. 5,21 Mio. Euro und für die Beschaffung von Brennstoffzellenbussen im gleichen Zeitraum ca. 6,75 Mio. Euro. Für die Elektrolyse zur Herstellung von grünem Wasserstoff plant die LEAG mit einem Investitionsvolumen von ca. 2,2 Millionen Euro im ersten Modul, denn die LEAG wird den Elektrolyseur mit von ihr produziertem grünen Strom betreiben. Dieses Projekt wird durch den Bund aus Mitteln des Investitionsgesetz Kohleregionen gefördert.

Cottbusverkehr sorgt für die Betankung und den Betrieb der Wasserstoffbusse. Im Unternehmen wird die Einführung der Wasserstofftechnologie schrittweise erfolgen, so dass parallel das Personal geschult, Betriebserfahrungen gesammelt und im Laufe der Zeit auch der Werkstattbereich (etwa Absaugeinrichtungen) angepasst werden können. Zu den Ideen für die fernere Zukunft gehört dabei auch, dass im Unternehmen über den Einsatz von Wasserstoff für Straßenbahnen nachgedacht wird, etwa für eine längere Neubaustrecke, die dann teils ohne Fahrleitung gebaut werden könnte.