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Trailer auf die Schiene bringen: Cargo Beamer expandiert

Der Leipziger Intermodal-Operateur CargoBeamer startet durch – dank eines Darlehens der European Investment Bank Group (EIB) für den Bau von drei innovativen Schienengüterverkehrsterminals. Die Finanzierung in Höhe von 12,6 Mio. EUR erfolgt eigenkapitalähnlich – das Darlehen der EIB wird mit einer Gewinnbeteiligungsoption besichert. Das EIB-Darlehen ist Teil der Future Mobility Facility und geht auf eine gemeinsame Initiative der EIB und der Europäischen Kommission im Rahmen des Fremdfinanzierungsinstruments der Fazilität „Connecting Europe“ (CEF) zurück.

In Calais (Frankreich), Kaldenkirchen (Deutschland) und Domodossola (Italien) werden bis 2022 Terminals mit einem innovativen System aufgebaut für den automatisierten Transfer von Anhängern zu und von Eisenbahnwaggons, das eine Verkehrsverlagerung auf die Schiene ermöglicht. In Calais
eröffnete CargoBeamer dazu im Juni 2021 das erste Terminal, welches vollständig über die unternehmenseigene CargoBeamer-Technologie verfügt. Im September wurde eine Partnerschaft zwischen der Eurotunnel-Betreibergesellschaft und CargoBeamer unterzeichnet für den Start eines neuen, vollständig unbegleiteten Schienengüterverkehrs durch den Ärmelkanal von Perpignan / Calais nach Ashford. Zwischen dem Duisburger Hafen in Nordrhein-Westfalen und dem polnischen Poznań. Betrieben wird die Route gemeinsam mit der duisport-Gruppe betrieben, mit der CargoBeamer eine strategische Partnerschaft vereinbart hat. Auch zwischen Calais und Perpignan in Frankreich sowie Domodossola in Italien sind Züge eingelegt.

Der Clou: Das CargoBeamer-Spezialsystem kann auch nicht kranbare Sattelauflieger handeln. Verschiedene Schätzungen gehen davon aus, dass sich auf Deutschlands und Europas Straßen zwischen 80 und 95 Prozent aller Sattelauflieger nicht mit dem Kran von oben auf einen Bahnwagen setzen lassen, also für den Bahntransport nicht ohne weiteres geeignet sind. Denn die meisten Umschlagterminale für den Kombinierten Verkehr (KV) sehen nur die Verladung von oben vor, was für Container problemlos funktioniert. Beim CargoBeamer fährt die Zugmaschine mitsamt Auflieger parallel zur Schiene an den Zug, der Auflieger steht dann in einer Wanne, wird abgekoppelt, und die Wanne wird in den Bahnwagen geschoben. Das geht im Minutentakt – bei voller Automatisierung der CargoBeamer-Terminals können pro Standort jeweils bis zu 900 Sattelauflieger aller Art pro Tag automatisch auf Schienenfahrzeuge ge- und entladen werden.

Bislang konnten nicht kranbare Sattelauflieger vor allem im sogenannten begleiteten KV auf der Schiene befördert werden, das findet vor allem für die Alpenüberquerung statt. Dabei werden komplette Lastzüge – Auflieger mitsamt Zugmaschine – auf spezielle Flachwagen einer sogenannten Rollenden Landstraße (RoLa) gefahren. Auch das Lkw-Fahrpersonal fährt dann per Bahn in angekoppelten Personenwagen. Bei der RoLA kommen allerdings spezielle Wagen mit kleinen Raddurchmessern zwischen 330 und 380 Millimetern zum Einsatz. Das ist extrem wenig, denn Standard-Containertragwagen haben einen Raddurchmesser von 920 Millimetern. Grob gerechnet durchlaufen also die Räder der RoLa-Wagen je Kilometer dreimal mehr Umdrehungen als normale Güterwagen. Somit sind sie entsprechend schneller abgenutzt, die Wagen müssen häufiger in die Werkstatt zum Radtausch. Damit ergeben sich größere Ausfallzeiten als bei normalen Bahnwagen, es müssen mehr Reservewagen als im normalen Bahnverkehr vorgehalten werden. Und: Wegen verschiedener technischer Begrenzungen kann die RoLa nicht alle nicht kranbaren Sattelauflieger-Einheiten mitnehmen.

Bei CargoBeamer ist das anders: „Beim Drehgestell und bei den Radsätzen nutzen unsere patentierten CargoBeamer-Wagen Standardkomponenten und verfügt über vier Radsätze, also vier Achsen mit jeweils zwei Rädern. Der Raddurchmesser beträgt ohne Verschleiß 922 mm. Unter anderem aufgrund dieser Eigenschaften können wir eine Verfügbarkeit von über 97 Prozent sicherstellen. In Verbindung mit einem betriebsorientierten Instandhaltungskonzept ist die Verfügbarkeit unserer Wagen höher, und die Kosten sind auch deutlich geringer als bei einem Standardgüterwagen,“ heißt es vom Unternehmen. Zu den bislang vorhandenen 75 kamen bis Ende 2021 zusätzliche 216 neu gebaute Wagen hinzu.

Zwar erhielt die CargoBeamer-Technologie schon 2013 die EU-Zertifizierung, und die Verbindung zwischen Kaldenkirchen und Domodossola in Norditalien wird seit 2015 täglich bedient und ist voll ausgelastet. Doch der Durchbruch ist erst jetzt möglich, weil der europäische Kredit die Anschaffung weiterer Spezial-Transportwagen erlaubt. Diese werden beim CargoBeamer-Partner On Rail GmbH, Mettmann, zusammen mit dem Transwaggon-Werk in Bulgarien hergestellt. Die Traktionsleistungen werden extern bei Eisenbahnunternehmen eingekauft. Die Zugbuchung ist grundsätzlich auch wenige Stunden vor Abfahrt möglich, heißt es bei CargoBeamer. „Mit unserer Softwareplattform „eLogistics“ können die Kunden Stellplätze auf den Zügen buchen, erhalten Rechnungen und können den Zug jederzeit per GPS verfolgen. Gleichzeitig arbeiten wir mit diesem Programm in der Planung, Disposition und Abrechnung. Zusätzlich wird hierüber auch die Instandhaltungsüberwachung der Wagen verwaltet. Wir arbeiten seit einigen Jahren sehr erfolgreich mit der Plattform und sind davon überzeugt, dass unsere digitale „eLogistics“ Lösung für alle oben genannten Aufgaben in der Branche führend ist.“