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Boomendes Online-Shopping fordert die Logistikbranche heraus

Ob Kleidung, Lebensmittel oder Baustoffe für das Handwerk – die Corona-Pandemie hat die meisten Menschen in Deutschland zu Online-Shoppern gemacht. Das hat auch den Transport- und Logistikunternehmen mehr Kundschaft beschert. Die meisten Waren werden auf den Straßen an ihr Ziel transportiert: Drei Viertel der gesamten Güterverkehrsleistung werden in Deutschland per Lkw erbracht.

Nach Feierabend zuhause auf dem Sofa oder in der Schlaflosphase nachts: Der Griff zum Handy und das Surfen über Shoppingseiten sind für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Immer mehr Deutsche bestellen Waren und Dienstleistungen im Internet: 82 Prozent der Internetnutzer zwischen 16 und 74 Jahren hat im vergangenen Jahr online eingekauft. Das geht aus Daten des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) hervor. 70 Prozent der deutschen Internetnutzer bestellten Kleidungsstücke online. 27 Prozent kauften Möbel, Heimzubehör und Gartenartikel, 26 Prozent gedruckte Bücher und Zeitungen sowie 24 Prozent Sportartikel im Netz.

Corona-Pandemie stärkt E-Commerce

Der E-Commerce gehört zu den klaren Gewinnern der Corona-Krise: Im Jahr 2021 belief sich der Umsatz im Business-to-Consumer-Bereich in Deutschland auf 86,7 Milliarden Euro, so der Online-Monitor des Handelsverbands Deutschland HDE. Die Corona-Pandemie hat den Wandel hin zum E-Commerce beschleunigt und das Einkaufsverhalten der deutschen Konsumenten geändert. Laut Statistiken des Zahlungsdienstleisters Klarna haben insbesondere Kundinnen ihren ohnehin schon hohen E-Commerce-Anteil beim Shopping im Jahr 2021 um weitere sieben Prozent gesteigert: Inzwischen geben sie sieben von zehn Euro online aus. Aber auch immer mehr Senioren entdecken die Vorteile des Onlinekaufs: Verbraucher über 66 Jahre haben ihren Anteil am Onlinegesamtumsatz von allen Altersgruppen am stärksten erhöht, und zwar um neun Prozent. Auch wenn die Zeit des Lockdowns vorbei ist – wer die Vorteile des Onlineshoppings entdeckt und sich an sie gewöhnt hat, wird sie auch in Zukunft nicht missen wollen.

Nummer eins im deutschen Güterverkehr

Online gekaufte Bekleidung und Sportartikel zum Kunden, Lebensmittel zum Supermarkt oder Rohstoffe in die Fabrik – die Güter kommen in der Regel über die Straßen ans Ziel. 3,55 Millionen Nutzfahrzeuge sind laut Kraftfahrt-Bundesamt in Deutschland zugelassen. Der Lkw ist nach wie vor die Nr.1 im deutschen Güterverkehr, mit großem Abstand zum Zug, Flugzeug und Schiff. So wurden im Jahr 2020 rund drei Viertel (74,6 Prozent) aller Güterverkehrsleistungen per Lkw erbracht, nämlich etwa 487,4 Milliarden Tonnenkilometer, so das Statistische Bundesamt. Zwar ist der Lkw-Verkehr im Corona-Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent gesunken, hat aber langfristig (im Vergleich zum Jahr 2005) um 21 Prozent zugelegt.

Volle Einkaufstaschen per Onlineshopping: Kundinnen haben ihren ohnehin schon hohen E-Commerce-Anteil im Jahr 2021 um weitere sieben Prozent gesteigert Foto: Pixaby / Preis_King

Wichtig für die letzte Meile ans Ziel

Der Güterverkehr auf der Straße zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität aus: Über gut ausgebaute Straßen sind fast alle Ziele unkompliziert zu erreichen – und er wird dank neuer Technologien wie batterieelektrischer Antriebe, Wasserstoff oder E-Fuels zunehmend nachhaltiger. Laut der Studie „Unlocking Electric Trucking in the EU: recharching in cities“ von Transport & Environment misst die Strecke, die die Hälfte aller Lkw für Transporte in der EU benötigen, weniger als 300 Kilometer. Eine Vielzahl dieser Fahrten, so die Verfasser der Studie, könnten von elektrischen Lastkraftwagen bewältigt werden. Bis zum Jahr 2030 könnten alle Fahrten zwischen zwei Orten, die weniger als 400 Kilometer voneinander entfernt sind, ohne Verbrennungsmotor auskommen und 42,7 Prozent aller Fahrten elektrisch durchgeführt werden.

Das größte Potenzial steckt dabei im urbanen Gütertransport, denn auf kürzeren Strecken und im Haus-zu-Haus-Verkehr spielt der batterieelektrische Antrieb seine Vorteile aus – und das zu vergleichbaren Kosten wie bei der Auslieferung mit einem Diesel-Fahrzeug. Zu diesem Ergebnis kommen das International Council on Clean Transportation (ICCT) und das Regulatory Assistance Project (RAP) in ihrer Studie „Electrifying last-mile delivery“, die in Berlin, Paris, Rom, London, Warschau und Amsterdam die Gesamtkosten (TCO) zwischen beiden Antriebsarten auf der letzten Meile verglichen haben. Das Ergebnis: Ob Zustellung auf der letzten Meile mit batterieelektrischen oder Diesel-Fahrzeug – die Ausgaben bleiben gleich. Kundschaft und Anwohner freut’s. Denn die Luftqualität nimmt zu, der Lärm in den Straßen dagegen ab, wenn E-Fahrzeuge die Waren anliefern.