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EMil, Vera, Anna und SOfia sind autonom unterwegs

Sie heißen EMil, Vera, Anna, Busbee oder SOfia und sind im Auftrag der Forschung im öffentlichen Raum unterwegs. Nach den Erprobungen selbstfahrender Minibusse auf privatem Gelände werden sie unter die realen Anforderungen des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV) gestellt.

Sie heißen EMil, Vera, Anna, Busbee oder SOfia und sind im Auftrag der Forschung im öffentlichen Raum unterwegs. Nach den Erprobungen selbstfahrender Minibusse auf privatem Gelände werden sie unter die realen Anforderungen des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV) gestellt.

Die Shuttles fahren als Zubringer im Hub-to-Hub-Verkehr, bedienen die erste und letzte Meile, im ländlichen Raum, in der Stadt oder in einem Quartier. Im Realverkehr liefern sie weitere Erkenntnisse zu Technik und Betrieb, Fahrgastakzeptanz, Ridepooling, aber auch zu Wirtschaftlichkeit, Barrierefreiheit und zu Grundlagen für verkehrspolitische Entscheidungen.

Mehr als 40 autonome Shuttle-Bus-Projekte im ÖPNV verzeichnet der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auf seiner Internetseite. Einigen von ihnen wird das im Mai dieses Jahres von Bundestag und Bundesrat beschlossene Gesetz zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes und des Pflichtversicherungsgesetzes weiteren Forschungsspielraum bieten. Das neue Gesetz zum autonomen Fahren ermöglicht den fahrerlosen Betrieb der Fahrzeuge und, sobald vom Bundespräsidenten ratifiziert und von der EU-Kommission notifiziert, bietet es zudem Rechtssicherheit für den Regelbetrieb.

EVA steht für elektrisch, vernetzt, automatisiert und bezieht sich auf Ella, Vera und Anna, die Minibusse für den Karlsruher Stadtteil Weiherfeld-Dammerstock. Das Besondere an ihnen: Während die Basisfahrzeuge von EasyMile auf einer virtuellen Schiene operieren, bewegten sich die EVA-Shuttles frei zwischen den Fahrbahnen. Möglich wurde dies durch eine zusätzliche Ausstattung der Fahrzeuge mit dreidimensionalem LiDAR-Laser- und Radarscanning der Firma Bosch zur Selbstlokalisierung bis auf 10 cm. Zur Umgebungserkennung wurde eine hochdetaillierte Karte für den Stadtteil aus dem Projekt „Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg“ erstellt. Fahrgäste konnten Ella, Vera und Anna über eine Smartphone-App der Deutsche Bahn-Tochter ioki rufen. Diese zeigte ihnen eine virtuelle Haltestelle an. Einen festen Fahrplan gab es nicht.

Ende September ging in Schleswig-Holstein das Projekt NAF-Bus (Nachfragegesteuerter-Autonom-Fahrender-Bus) nach der dritten Phase zu Ende. Zwei autonome Shuttles der Marke EasyMile und
Navya wurden seit 2018 in verschiedenen Umgebungen getestet. Aufgrund technischer Konstruktionsprobleme des Prototypen des dritten Herstellers, Hanseatische Fahrzeug Manufaktur (HFM), verzögerte sich die Inbetriebnahme eines dritten Shuttles. Im September fuhr NAF-Bus 3 dann zwischen Lehe und Lunden. Die zehn Partner des Forschungsprojekts widmeten sich den Voraussetzungen für autonomen, elektrischen „ÖPNV On Demand“, der Akzeptanz und dem Nutzerverhalten. So wurden u. a. rechtliche und sicherheitstechnische Aspekte untersucht, Energiemanagement-Analysen erstellt und Fragebögen von Fahrgästen ausgewertet.

Im Projekt „RABus“ – Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“ in Mannheim und Friedrichshafen geht es um den Betrieb und das Mitschwimmen von autonomen Shuttles im Mischverkehr. Einen hohen Stellenwert nimmt die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ein. In Friedrichshafen sollen zwei automatisierte elektrifizierte Busse auf festen Routen zuerst im innerstädtischen Bereich, anschließend auch im Überlandbetrieb (40 bzw. 60 km/h) in den fließenden Verkehr integriert werden. Im Stadtteil Franklin, dem ehemals größten Wohngebiet der US-Armee in Mannheim, ist geplant, dass bei Projektende 2023 zwei autonom fahrende E-Busse das Quartier an die Straßenbahn anbinden. In Mannheim entstehen Haltestellen, in Friedrichshafen wird geprüft, ob sich die existenten Haltestellen hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit für den automatisierten Shuttle eignen. Die Fahrzeuge lokalisieren sich über Magnetspots, die noch im Boden eingelassen werden müssen.

Der Name ist Programm: Forschungsgegenstand des Projekts „Ride-4All“ in Soest ist Inklusion. Sieben Projektpartner gehen der Frage nach, welche Hard- und Software ein autonom fahrender Shuttle-Bus benötigt, damit ihn alle nutzen können. Seit dem Juli 2021 pendelt SOfia (Soest fährt inklusiv & autonom) dafür auf der Teststrecke vom Soester Busbahnhof zum LWL-Berufsbildungswerk. Das Fahrzeug von EasyMile verfügt über eine elektronische Rampe und das für autonome Fahrzeuge gesetzlich vorgeschriebene Acoustic Vehicle Alerting System, AVAS. Während der Fahrt scannt es die Strecke über 40 m voraus und sorgt dafür, dass SOfia in einem Sicherheitsbereich von 3 m automatisch langsamer wird, wenn es etwas registriert. Kommt in einem Abstand von 1,5 m etwas auf das Fahrzeug zu, bremst AVAS vollständig ab. SOfia bewegt sich mit 15 km/h im normalen Straßenverkehr, teils auf der Landesstraße, die von einer 50er- in eine 30er-Zone umgewandelt wurde, teils durch eine verkehrsberuhigte Zone. Aufschluss über die Anforderungen an den barrierefreien Betrieb eines autonomen Busbetriebs sollen zwölf Workshops mit dem Berufsbildungswerk geben. Die wissenschaftliche Begleitforschung wertet Erkenntnisse von Gruppenfahrten mit verschiedenen inklusiven Gruppen aus, zu denen auch Rollstuhlfahrer, Blinde mit und ohne Begleithund sowie Menschen mit anderen Einschränkungen gehören.

Zehn Projektpartner, fünf Teilprojekte, drei Strecken umfasst das Projekt „Shuttle-Modellregion-Oberfranken“ (SMO). Zur Modellregion gehören Kronach, Rehau und Hof. Eine in Hof errichtete Leitstelle soll die Shuttles künftig überwachen. Sendet ein Fahrzeug unregelmäßige Signale aus, soll diese Kontakt zum Operator in dem Shuttle oder zum Hersteller aufnehmen. Zudem soll die Leitstelle Daten aus dem Live-Betrieb sammeln und überprüfen. Auch die Hochschule Hof wird Informationen für ihr Forschungsfeld „Mensch-Maschine-Interaktion“ aus der Leitstelle erhalten. Weitere Labordaten liefert ein in der Hochschule nachgebauter Demonstrator des Shuttles. In der Leitstelle wird zudem erforscht, ob sich selbstfahrender Shuttle-Verkehr zentral überwachen lässt und wie viele Personen dafür erforderlich sind.